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Straßentheatertage 2015

Heiß und dünn

Es war heiß und schwül. Alle schwitzten vom bloßen Dasein. Die 9. Leipziger Straßentheatertage haben es durchgestanden. Acht Teilnehmer kämpften auf dem heißen Pflaster um die Gunst der Zuschauer. Den Auftakt gaben dabei Clown Gecko und Clown Ulla vom Verein Clowns und Clowns. Sie clownerten sich mit einer Stadtkarte durch die Grimmaische Straße und erfreuten die Kinder und irritierten die Eltern. Ihr Walk Act war so gelungen wie kurz. Die Schüler der Theatergruppe aus der Oeser-Grundschule adaptieren die Geschichte von Mario Ramos "Ich bin der Schönste im ganzen Wald!" zu "Keiner ist so schön wie ich." Hier strebte der Wolf auf den Olymp der Schönheit. Dagegen sträubte sich jedoch erfolgreich ein kleiner Drache. Liebevoll und spielfreudig zauberten die jungen Spieler ein Lächeln in die Gesichter ihrer Eltern. Da gabs zur Belohnung zum Schluß ein Eis. Das haben sie sich und ihre Leiterin Monika Winter redlich verdient. Im Anschluß versuchte sich Gerno Knall daran das Märchen Hänsel und Gretel wortlos zu mimen. Der Erfolg hielt sich jedoch in Grenzen. Nur wenige Zuschauer verweilten länger. Zu schnell und kompliziert waren die Figuren- und Szenenwechsel. Die beiden Jonglierclowns Die Freudenbergs wussten mit ihren akrobatischen und doch einfachen Nummern besonders die Jüngeren zu begeistern. Auch wenn da zur Freude der ganz Kleinen mal der eine Ball und die andere Keule zu Boden fielen, sie hielten einen kleinen Pulk um ihrer Darbietung gebannt. Dann trat, wenn auch verspätet der angekündigte Höhepunkt an: Mauro Wolynski. Der argentinische Clown und Artist brachte rund 90 Passanten zum Lachen. Sein Straßenprogramm Mauranga bot vielseitige Straßenkunst. Mit Hilfe einer breiten Musikauswahl schaffte er urkomische Situationen. Zum Beispiel dann als zwei Kleinkinder sich seinen Requisiten näherten ertönte eine gefährliche an Thriller erinnernde Musik. Vorbei fahrende Autos hielt er an und putzte deren Frontscheiben. Das Fahrrad eines Zuschauers balancierte er auf seinem Kinn und fuhr anschließend selbst auf einem Miniaturfahrrad. Das und unzählig andere komische Situationen zauberte Mauro Wolynski bildete nicht nur am ersten Tag den künstlerischen Höhepunkt des kleinen Festivals. Am zweiten Tag zeigte Anne Kauer, alias AnneKa Luft ihr Bewegungstheaterstück "Eva im Paradies". Erstmals bei den Straßentheatertagen baute sie hierzu vor der Thomaskirche ein großes Luftgestell und eine Polestange auf und brachte Bewegungskunst und Zirkus auf die Straße. Bewegend und doch mit einem Augenzwinkern zeigte sie den verzweifelten Kampf der biblischen Eva zwischen Lust und Pflicht. Sie will so gern vom Apfel beißen, darf es aber nicht. Sie rennt ihm hinterher, birgt ihren Kopf vor platzender Begierde in den Händen und gibt schließlich (wie wir ja alle wissen) bestärkt durch die im wahrsten Sinne des Wortes feurige Schlange (hier tanzte AnneKa Luft mit brennenden Reifen am Körper) nach. Schließlich enttanrt die Inszenierung die vermeintliche Freveltat als normal menschlische Handlung, die keine Büße verdient. In glühend heißer Hitze bekam hierfür jeder tapfere Zuschauer noch einen leckeren Apfel an seinen Schattenplatz gereicht. Wunderbar. Der dritte und vierte Tag verlief was die Anzahl der Events und Zuschauerzahlen betraf sehr mager. Am Sonntag schlugen sich die Improspieler von Uschis Erben sehr, sehr tapfer. Auf der nahezu leeren Straße spielten sie den inneren Wünschen folgend, Pinguine am Nordpol und verwandelten sich in Roboter, kreeirten Fernsehshow und Liegepyramiden. Die Jugendgruppe vom Ubiquity Theatre mit dem Namen UbiYouth performten beeindruckende aus ihren Körper und selbst entwickelte Dialoge in englischer Sprache. Und, zum krönenden Abschluß dieser insgesamt, wenig auffallenden Straßentheatertage, kam nochmal Mauro Wolynski.
Insgesamt rd. 450 Zuschauer bei 18 Kurzevents lässt für das kommende Jahr noch viel (heiße) Luft nach oben.

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